
"DER NEOLIBERALISMUS KOMMT AUS WIEN", Bildrecht 01
zusammengesetzt wie ein Puzzle mit unterschiedlichen Höhen je nach Bedeutung
Die beiden Protagonisten des Neoliberalismus sind Mises und Hayek. Ludwig Heinrich von Mises war ein österreichisch-amerikani- scher Wirtschaftswissenschaftler und Theoretiker des klassischen Liberalismus und Libertarismus. Friedrich August von Hayek war österreichischer Ökonom und Sozialphilosoph und sein wichtigster Mitarbeiter. Mises entwickelte eine Konjunkturtheorie, die später von Hayek weiterentwickelt wurde. Der Kapitalismus galt als Garant für menschliche Freiheit und ein funktionsfähiges Wirtschafts- system. Hayek organisierte ein Treffen mit nahestehenden Gelehrten des Liberalismus am Mont Pèlerin in der Schweiz, woraus sich die Mont Pèlerin Society MPS entwickelte. Hayek wurde Berater von Margaret Thatcher und Ronald Reagan. Spitzensteuersätze werden um mehr als die Hälfte gesenkt und der Sozialbereich gekürzt. Es wird das Streikrecht eingeschränkt und den Gewerkschaf- ten wird der Kampf angesagt. Es folgt die Privatisierung von Staatseigentum, um die Staatsverschuldung zu senken. Denn nach neoliberalem Konzept soll der Staat weniger Geld ausgeben und seine Schulden senken. In der politischen Realität steigen jedoch in der Ära Reagan die Staatsausgaben und die Schulden. Der Staat, der schlanker werden soll, investiert große Summen in Sicherheit und Rüstung. „Big Bang“, ermöglicht die Entfesselung der Kapitalmärkte, durch Digitalisierung des Finanzzentrums. Mit der Dere- gulierung gibt der Staat nicht nur Aufsichts- und Gestaltungsmacht im Finanz- und Bankenwesen ab. Er gerät so auch unter Druck, den Arbeitsmarkt zu liberalisieren und den Gesetzmäßigkeiten des freien Marktes zu überlassen. Hintergrund dafür war die Globali- sierung des Wirtschaftsmarktes. Müsste man den Neoliberalismus mit nur einigen Worten definieren, könnte man es mit einer Anekdote von Margaret Thatcher ver- suchen: „So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht“, sagte sie. „Es gibt nur einzelne Männer und Frauen und ihre Familien, und keine Regierung kann irgendetwas tun...“ Das Individuum ist zentral für eine neoliberale Ordnung. Wer will und sich anstrengt, kann sich Wohlstand erarbeiten. Wer arbeitslos ist, trägt selbst die Verantwortung für sein Schicksal. Das Buch Die Verfassung der Freiheit von Hayek wird zur Handwaffe der eisernen Lady. Sie brüskierte einen Redner, indem sie das Buch in die Höhe hielt, damit es alle sehen konnten, und proklamierte: „Das ist woran wir glauben.“ und es auf den Tisch schlug. Auf Grundlage des Buchtitels wurden Refor- men auch in Chile unter einer brutalen Militärdiktatur, ein Versuchsprojekt der Chicago Boys, in die Verfassung eingeschrieben. Der Linguist Noam Chomsky veröffentlichte Profit over People – Neoliberalism and Global Order. Er vertritt darin die Ansicht, der Neoliberalismus habe seit Ronald Reagan und Margaret Thatcher weltweite Hegemonie erlangt. Dies habe zur Privilegierung weni- ger Reicher auf Kosten der großen Mehrheit geführt. Große Konzerne und Kartelle beherrschen das politische Geschehen. Der freie Markt bringe somit nicht im Geringsten eine Wettbewerbsordnung hervor und es wird durch den politischen Einfluss großer Unter- nehmen die Demokratie dauerhaft untergraben. Mit Unterstützung von: Universitätsbibliothek Wien, Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik, Österreichische Nationalbibliothek, Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien, Bibliothek der Arbeiterkammer Wien, Wienbibliothek im Rathaus, Hauptbücherei am Gürtel, Friedrich A. v. Hayek Institut in Wien, Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft e.V. in Berlin Text Nachweise: Was bleibt von unserer Freiheit übrig, wenn man sie dem Markt überlässt? (Harald Staun / Frankfurter Allgemeine) „We send billions and billions dollars to kill people. We should spend billions and billions dollars to help people live.“ (Jay-Z)