Manfred Grübl / Die Politik verträgt sich nicht mit der Pandemie

Die ungarische Wissenscha lerin Katalin Karikó wurde in ihrem Job belächelt, behindert und mehrfach entlassen. Doch ihre Forschung machte die ersten in Europa und den USA zugelassenen Corona-Impfsto e möglich. In den Siebzigerjahren kommt sie im Rahmen ihrer Doktorarbeit zum ersten Mal in Kontakt mit einem Sto , der ihr ganzes Leben bestimmen wird: RNA. Ribonukleinsäure hat viele Funktionen im Körper. Eine wesentliche ist, genetische Informationen in die Zelle zu übertragen. Die RNA ist hier als Bote unterwegs, der Nachrichten der DNA überbringt. Sie wird deshalb auch messenger-RNA (mRNA) genannt – und ist der Sto , der in den Impfpräparaten von BioNTech/P zer und Moderna steckt. Sie enthalten keine Virus-Bestandteile wie viele herkömmliche Impfsto e, sondern bringen die Zellen dazu, Virusproteine herzustellen. Das Immunsystem bekämp diese Proteine und trainiert so, das Virus zu besiegen. Die Wissenscha basiert auf Fakten und nicht auf Meinungen oder Kompromissen. Ihre Herangehens- weise entspricht in vielerlei Hinsicht dem forschenden Zugang von Künstler*innen. Man recherchiert, setzt eine Arbeit um, betrachtet sie und schär sie so lange, bis man zu einer bestmöglichen Zwischenlö- sung kommt, die man dann ausstellt. In dieser Situation werden die Ausstellungsbesucher*innen Teil des Spiels, und das Ganze beginnt von Neuem. Künstler*innen untersuchen Wirkmechanismen, Relationen und die entsprechenden Techniken, um ihre Arbeit zu präzisieren. Die Politik beruht auf machtgeleiteten Meinungen und Kompromissen, die in Bezug zur Pandemie o völlig irrelevant sind. Man kann den Eindruck gewinnen, Politiker*innen hören auf genau die Expert*innen und Kolleg*innen, die ihre Meinung schlicht bestätigen, um ihre Interessen durchzusetzen. Vermutlich sind es genau diese Strukturen, an denen die Arbeit von Katalin Karikó mehrmals zu scheitern drohte – sei es aufgrund einer abhängigen Universitätspolitik oder Mobbing. Dennoch hat sie es gescha , die mRNA so zu verändern, dass sie dem Körper bei der Bekämpfung oder Verhütung von Krankheiten helfen kann. In meiner eigenen Arbeit spielt das Publikum eine große Rolle. Der Raum, der sich zwischen Betrachter*in und Kunstwerk ö net, ist wesentlicher Teil meiner Arbeit. Mit dieser Broschüre möchte ich den Haupt- akteur*innen dieses Projektes das Gefühl geben, dass sie – trotz aktuell großer Distanz – immer auch mit anderen Personen in Verbindung stehen.

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