
Public Matters / Contemporary Art in the Belvedere Garden / 13 May 2023 - 1 October 2023
"HALBMAST" / "Jede*r hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person" ist der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 entnommen und dieser Satz umfaßt die Weltkugel auf der Flagge. Grundrechte sind ein verfassungsgesetzlich gewährleistetes Recht. Die Menschenrechtskonvention ist in der Regel auch in die Verfassung mit eingeschrieben. Für die Fahne und unser Projekt haben wir bewusst dieses fundamentale Grundrecht gewählt, weil es jedem Menschen zusteht. Das Recht auf Leben ist die Vorbedingung für die Ausübung aller anderen Menschenrechte und daher eine zentrale Garantie, unabhängig von der Herkunft. Die Flagge im Belvedere 21 ist ein weitreichendes Signal und fordert die Wahrung der Grundrechte, ohne die unsere demokratischen Werte ohne Fundament sind.
Art – a public matter? Ever since their opening to the general public in the 1780s, the Belvedere Gardens have been used extensively as places for recreation and communality. The occasion of the 300th anniversary of the completion of the Upper Belvedere is a good opportunity to emphasize that they are clearly also places of art. From May through September, an extensive contemporary sculpture project complements the Baroque sculpture program at the Belvedere’s three locations. Site-specific as well as existing works by international and local artists will connect all of the museum’s gardens along a path – from the main courtyard of the Lower Belvedere and its Privy Garden to the grand Baroque gardens of the Upper Belvedere and the modernist sculpture garden of the Belvedere 21 – highlighting how the gardens organically grew into an ensemble. Public Matters follows an expanded concept of sculpture that includes time- and process-oriented approaches. As a critical homage, the show addresses the representation of power in the past and present as well as its transformation over time. In particular, the focus is on aspects of the public and the public sphere that emerge with and through art. The project is accompanied by a comprehensive publication featuring essays and texts on the works on display. With works by Thomas Baumann, Renate Bertlmann, Louise Bourgeois, Verena Dengler, Carola Dertnig, VALIE EXPORT, Wil Frenken und Fria Elfen, Thomas Geiger, Roland Goeschl, Dan Graham, Thomas Houseago, Alfred Hrdlicka, Iman Issa, Anna Jermolaewa und Manfred Grübl, Kapwani Kiwanga, Brigitte Kowanz, Hans Kupelwieser, Marko Lulić, Goshka Macuga, Hans Op de Beeck, Ingeborg G. Pluhar, Maruša Sagadin, Toni Schmale, Kateřina Šedá, Socratis Socratous, Kara Walker, Lawrence Weiner, Lois Weinberger, Franz West, Fritz Wotruba, Heimo Zobernig Curators: Christiane Erharter, Georg Lechner, Sergey Harutoonian, Axel Köhne, Claudia Slanar, Luisa Ziaja Assistant curators: Miroslav Halak, Andrea Kopranovic

"Arbeit - Geld - Natur" (POLANYI)
Polanyi war ein Wirtschaftswissenschaftler in den 1940 Jahren. Sein Zugang zur ökonomischen Theorie ist von der historischen Analyse und der Entwicklung der Marktwirtschaft geprägt. Er fordert die Reintegration der Wirtschaft in die Gesellschaft. Nicht die Interessen der Wirtschaft sollen die Gesellschaft bestimmen, sondern die Menschen sollen die Wirtschaft zu ihren Zwecken gebrauchen. Arbeit - Geld - Natur wird nicht für den Verkauf produziert. Somit sind Arbeit - Geld - Boden also Natur nichts anders als „fiktive“ Waren. Sie wurden in der Industriellen Revolution zur Ware gemacht, weil die industrielle Produktion immer komplexer wurde, wodurch das Vorhandensein von mehr Faktoren gesichert werden musste - insbesondere der Faktoren Arbeitskraft, Geld und Boden. Der Kern des Versagen eines selbstregulierenden Marktes liegt in der Utopie die zur Religion wird. Für Polanyi ist der Wirtschaftsliberalismus eine dogmatische Idee, ein regelrechter Glaube der sich auf das soziale und kulturelle Leben auswirkt und die Demokratie untergräbt. Freiheit hat an sich nichts mit fehlen Beschränkungen zu tun, viel mehr geht es darum für Interessen einer aufgeklärten Menschheit, für Frieden, Gerechtigkeit und die Erweiterung der Freiheit einzutreten. Gesellschaft, Natur und in weiterer Form Liebe ist keine Zahl die in einer Wirtschaftsform von den Politiker*innen repräsentiert werden sollte.

"Barrier 1"
A wall of compact stereos in Mexico City.

Künstlerische Gestaltung Landessportzentrum Salzburg / Rif bei Hallein
Bodenbeschichtung, künstliche Wolke - Klimaanlage im Aussenraum

"human sculpture" 2022, Moderna Museet / Stockholm

VERSION 5
Herausgeber_in Manfred Grübl, Linda Klösel
Der Kniefall wird zum Symbol der Black Lives Matter-Bewegung, als der NLF Football-Spieler Colin Kaepernick sich im August 2016 nicht für die Nationalhymne erhebt, sondern sich stattdessen niederkniet. Doch während die einen in dieser Geste fehlenden Respekt vor ihrer nationalen Ehre sehen und mit irrationaler Wut reagieren, wird sie für die anderen binnen kurzer Zeit zum Zeichen einer Protestbewegung, der sich schnell Tausende anschließen: Der Kniefall („to take the knee“) wird zum Symbol des Protests gegen Rassismus und Unterdrückung. An sich ist dieser Kniefall eine paradoxe Intervention, denn wer auf die Knie geht, zeigt Demut und Ehrfurcht, wer aber aus Protest auf die Knie geht, entwaffnet seine Gegner, nimmt die Provokation nicht an und spielt den Ball zurück. Colin Kaepernick ist übrigens nicht der erste, der den Kniefall im Kampf für die Rechte der Schwarzen einsetzte. Martin Luther King und sein Mitstreiter Ralph Abernaty protestieren kniend bei einer Kundgebung von Bürgerrechtsaktivist*innen am 1. Februar 1965 in Selma (Alabama). Der Protest richtete sich gegen die Festnahme von rund 250 Schwarzen in Dallas, die für ihr Wahlrecht demonstriert hatten. Die Tötung des unbewaffneten George Floyd durch brutale Polizeigewalt 2020 löste nicht nur in den USA heftige Reaktionen und Proteste aus. In ungezählten Städten auf allen Kontinenten kamen während und trotz Corona Hunderttausende zusammen, um gegen systemischen Rassismus und Polizeigewalt zu demonstrieren. Die Pandemie hat uns verdeutlicht, wie fragil unsere Gesellschaftsordnungen und Wertvorstellungen sind. Gerade die trifft sie am härtesten, die unter der globalkapitalistischen Ausbeutung am meisten zu leiden haben. Unsere Gesellschaften sind zutiefst gespalten, nicht nur in den USA, und bereiten den Boden für zunehmend autoritäre Strukturen, die unsere Grundrechtsordnung in Frage stellen. VERSION05 greift einige dieser Themen und Auseinandersetzungen auf. Yvan Sagnet berichtet über die Situation der Erntearbeiter in Süditalien und seine aktivistische Arbeit gegen die Ausbeutungsstrategien der globalen Lebensmittelkonzerne und auch über seine Rolle als schwarzer Jesus im Film Das Neue Evangelium von Milo Rau. Anna Witt stellt ihr Projekt Sprich mit mir! Grundrechte vor, für das sie Gespräche mit 50 Chemnizer*innen über ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit den Grundrechten geführt hat. Wir geben einen Einblick in die Arbeit Triple-Chaser von Forensic Architecture und die Verknüpfungen der Waffenindustrie mit dem internationalen Kunstmarkt. Auf der Mittelseite präsentieren wir eine Fotoarbeit der jungen iranischen Künstlerin Anahita Asadifar. In einer Gemeinschaftarbeit mit Kris Lemsalu und Kyp Malone schreibt Thomas Brandstätter über den Brauch, den Papst, die Heiligen, die Hagiographen, das Staatoberhaupt und die Soldaten. Im Interview mit Martin Brandlmayr berichtet dieser über die Hintergründe seiner musikalischen Arbeit und seine zahlreichen Kooperationen. Die bolivianische Aktivistin María Galindo berichtet über die anarcho-feministische Bewegung der Mujeres Creando und ihr Verhältnis zur Kunst. Wir stellen die Arbeit von Barbara Kapusta vor und ihre Auseinandersetzung damit, wie die Auflösung starrer Denkmodelle Gesellschaft verändern könnte. Bernhard Cella erläutert das Konzept hinter dem Salon für Kunstbuch.