Linda Klösel / kidnapped / digital catalogue KW.I

Manfred Grübl vertritt einen weit gefassten Kunstbegriff. Seine vielseitige Arbeit umfasst Installationen, Performance, Foto, Video und Skulptur bzw. stellt eine Weiterführung dieser Medien dar. Grübl interveniert im öffentlichen Raum. Er durchdringt diesen mit seiner Kunst und schafft so die Möglichkeit für künstlerische Arbeit im Alltag. Die RezipientInnen macht er zu diversen AkteurInnen seiner Kunst. Seine Arbeit zielt auf Reaktionen ab. Die BetrachterInnen, der Staat, die Gesellschaft werden von ihm aufgefordert, Position zu beziehen. Die Auffassung von Kunst als subjektives umfassendes Erlebnis, nicht als starres Objekt im Raum, sondern als Interaktion und Kommunikation, charakterisiert Grübls Herangehensweise. Ausstellungen: Personelle Installation / Saatchi Gallery, London / Lincoln Center, New York / Neue Nationalgalerie, Berlin / Secession, Wien, the inversible touch / Kunstraum Innsbruck, ausgeträumt / Secession, Wien, Why Pictures Now / Museum Moderner Kunst Stifung Ludwig Wien, Wahlverwandtschaften / Wiener Festwochen. In der Ausstellung Kidnapped führt Grübl die BesucherInnen über ein Schleusensystem in den Galerieraum. Drei Türen, die sich automatisch schließen und sich nicht mehr öffnen, muss der Besucher durchschreiten. Erst am Ende der Veranstaltung werden die Türen durch eine Wach- und Schließgesellschaft wieder geöffnet und die BesucherInnen können die Galerie verlassen. Der Begriff Entführung wird dadurch nicht nur perfekt inszeniert, sondern auch erlebt. Kidnapped ist der Versuch, eine vorgegebene Ausstellungssituation zu bearbeiten. Wobei die ausgestellten Arbeiten eine Art Apparatur sind.. 31 Lautsprecher, arrangiert zu einem Puzzle, spielen die entsprechende Bezeichnung der Lautsprecher in einer unterschiedlichen Reihenfolge ab. Im Untergeschoss der Galerie bildet gebündeltes Licht eine Fläche, die sich am Boden als Streifen abzeichnet. Der Raum und die im Lichtwinkel befindlichen Personen werden langsam und gleichmäßig abgetastet. Der RezipientInnen werden so zu Akteuren seiner Kunst. Nur dunkel werden die Umrisse der russischen Journalistin Anna Stepanowna Politkowskaja, die 2006 im Aufgang ihres Wohnhauses ermordet aufgefunden wurde, deutlich. Sie war eine der wenigen Journalisten, die während des Tschetschenien-Krieges kontinuierlich im Widerspruch zur offiziellen Darstellung aus der Krisenregion berichteten. Ihr Portrait wird hinter einer Polizeischeibe sichtbar. Die vielseitige Herangehensweise von Manfred Grübl an ein Thema wird auch in seinen mehrschichtigen Konzeptzeichnungen sichtbar.

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