Alexandra Wachter / artcatalogue 07 / T-Mobile

Manfred Grübl vertritt einen weit gefassten Kunstbegriff. Seine vielseitige Arbeit umfasst Installation, Performance, Foto, Video und Skulptur bzw. stellt eine Weiterführung dieser Medien dar. Grübl interveniert im öffentlichen Raum. Er durchdringt diesen mit seiner Kunst und schafft so die Möglichkeit für künstlerische Arbeit im Alltag. Die Rezipienten macht er zu aktiven Akteuren seiner Kunst. Seine Arbeit zielt auf Reaktionen ab. Der Betrachter, der Staat, die Gesellschaft werden von ihm aufgefordert, Position zu beziehen. Die Auffassung von Kunst als subjektives, umfassendes Erlebnis, nicht als starres Objekt im Raum, sondern als Interaktion und Kommunikation, charakterisiert Grübls Herangehensweise. So verändert z. B. sein Objekt "1800 W UV Screen" die Emission der UV-Strahlung, je nachdem wie lange der Betrachter davor verweilt. An Besucher einer Veranstaltung verteilt Grübl leuchtend reflektierende Bänder. Durch das Tragen der Bänder am Körper entsteht im Raum eine bewegte Lichtskulptur. Die Rezipienten sind also Teil der Skulptur und werden dadurch animiert, miteinander zu kommunizieren und an der Gestaltung des dynamischen Lichtobjektes aktiv mitzuwirken.
Seine im T-Center gezeigte Arbeit dokumentiert eine seiner "personellen Installationen" in der Saatchi Gallery in London. Schwarz gekleidete Protagonisten gruppiert Grübl nach einer vorgegeben geometrischen Struktur wie Vermessungspunkte im Raum. Im Trubel der Vernissage verschwinden die von Grübl positionierten Menschen in der Masse der Besucher bzw. werden Teil dieser Menge. Wenn sich der Raum wieder lichtet, tritt die personelle Installation des Künstlers wieder als Skulptur im Raum zu Tage.
Der subversive, institutionskritische Charakter dieser Performances ist ein wesentlicher Teil der Arbeit. Grübls Interventionen finden unangemeldet statt. Seine Akteure sind Teil des Publikums. Reaktionen der übrigen Besucher können nicht einkalkuliert werden und sind integrativer Bestandteil der Aktion. Grübl hält durch die Positionierung seiner statischen, schweigenden Beobachter des Vernissagenrituals dem bewegten Kunstbetrieb einen irritierenden Spiegel vor

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