Heidemarie Klabacher / Ranggler und Wolpertinger / Dreh Punkt Kultur, die Salzburger Kulturzeitung
IM PORTRÄT / MANFRED GRÜBL
02/03/18 Er lässt sein Publikum schon mal auf die Matte werfen – etwa von einem Wrestler in der Performance „Crash Mat“ in der Wiener Galerie Lukas Feichtner. Bei einer Performance 2017 im Nexus Saalfelden legten sich zwei echte Ranggler ins Zeug: So bekommt „Ringen um Kunst“ eine handfeste Qualität. – Mit dem „Großen Kunstpreis“ folgt nun eine handfeste Auszeichnung für Manfred Grübl.
Wenn Manfred Grübl zum diskursiven Ranggln auf die Matte lädt, die Kampfgeräusche aufzeichnet das Band und während der der Ausstellung über die Performance abspielen lässt, wird es facettenreich – zumal die wichtigsten Griffe und Würfe der Ranggler schon im „Fecht- und Ringbuch“ von Albrecht Dürer beschrieben sind, wie der multimedial arbeitende Künstler verrät.
Mit 15.000 Euro ist es der höchstdotierte Preis, den das Land Salzburg im Bereich Bildende Kunst vergibt. Gewürdigt wird „konsequentes und kontinuierliches künstlerisches Schaffen“: Der „Große Kunstpreis des Landes“ 2018 geht an den in Tamsweg geborenen, heute in Wien lebenden Künstler Manfred Grübl. Er fühle sich dem Schaffen Manfred Grübls besonders verbunden, da in seinem Büro eine Fotoarbeit von des Künstlers hänge „und mir daran immer wieder neue Aspekte auffallen“, sagte Kulturreferent Landesrat Heinrich Schellhorn am Donnerstag (1.3.) bei der Preisübergabe. Das meinte auch die Jury: „Sein vielfältiges Werk ist eigenständig, facettenreich und von intelligentem Humor geprägt. Der Künstler, der Bildhauerei studiert hat, schafft Objekte und Installationen, in denen sich immer etwas bewegt oder etwas zu hören ist. Er setzt Fotografie und Film ein – vor allem, um seine Performances und Aktionen zu dokumentieren. Manfred Grübl hinterfragt in seinen Arbeiten das Kunst-System – und andere Systeme – in technischer und sozialer Hinsicht.“ In der aktuellen Ausstellung mit Werken aller acht Kunstpreis-Anwärter in der Galerie im Traklhaus zeigt Manfred Grübl einen Kronleuchter mit Maiskolben aus Kunstharz und verweist damit mit kritischem Blick auf die Energiegewinnung aus Nahrungsmitteln. Zwei Fotografien zeigen Grübl bei einer Performance in Mexiko. Ein Video zeigt eine vertikale Kamerafahrt durch ein Gebäude und in die darunter liegende U-Bahn - verweist also auf die durchaus problematische Funktion von Überwachungskameras oder Drohnen. Daneben aufgebaut ist eine pyramdenartige Skulptur aus CD-Playern, deren Laden sich öffnen und schließen: „Open close no disc“. Ebenfalls für den Großen Kunstpreis nominiert waren Alexandra Baumgartner, Heinrich Dunst, Jakob Gasteiger, Eva Grubinger, Kathi Hofer, Sigrid Kurz und Christian Schwarzwald. Grübl wirft, wie gesagt, gelegentlich auch sein Publikum auf die Matte bzw. lässt es professionell auf die Matte legen – etwa von einem Wrestler, wie in der Performance „Crash Mat“ in der Galerie Lukas Feichtner in Wien. Bei einer Performance 2017 im Kunsthaus Nexus Saalfelden präsentierten zwei Sportler des Salzburger Rangglervereins traditionelle Wurf und Hebeltechniken: Ringen um Kunst bekommt da gleich eine handfeste Qualität. Ebenso witzig und hintergründig: die Performances „Gassi gassi“ zu der zwanzig Hunde und ihrer Herrchen und Frauchen gebten wurden oder „Wolpertinger“, bei der Mitglieder des Jagdvereins Saalfelden performativ tätig wurden und eine Schießscheibe mit dem legendären Fabelwesen drauf mit ihren Gewehren künstlerisch bearbeiteten.
Manfred Grübl wurde 1965 in Tamsweg geboren. Ab 1996 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Klasse Neue Medien bei Peter Kogler. 1998 wechselte er in die Bildhauer-Klasse zu Bruno Gironcoli. Im selben Jahr besuchte er auch die Slade School of Fine Art der London University. Atelieraufenthalte führten ihn nach Paliano bei Rom, Boston, Mexico City, London, Helsinki, Istanbul und Paris. Grübl lebt und arbeitet in Wien. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen.
Der Kunstpreis-Jury angehörten Berthold Ecker (Kurator für aktuelle Kunst im Wien Museum), Julie Hayward (Künstlerin, vorhergehende Preisträgerin) und Gabriele Spindler (Leiterin der Oberösterreichischen Landesgalerie, Linz). Die Entscheidung für Manfred Grübl fiel einstimmig. Der Große Kunstpreis des Landes wird im Vier-Jahres-Rhythmus vergeben – abwechselnd in den Sparten Literatur, Musik, darstellende Kunst und bildende Kunst. Ausgezeichnet werden Künstler mit Verdiensten und Präsenz in Salzburg für ein konsequentes und kontinuierliches künstlerisches Schaffen. Es gibt kein Alterslimit, ausgezeichnet wird das Gesamtwerk.