Anne Katrin Feßler / Visuelles Nachbeben eines Desasters / Der Standard

Eine Rauminstallation Manfred Grübl und Werner Schrödl bei Momentum

Zwei Augenblicke in einem einzigen vereint, so scheint es. Vorher und Nachher als räumliche Einheit, so als sei die Zukunft im Gegenwärtigen bereits definiert, als seien Zerstörung und Verfall dem Objekt bereits eingeschrieben: Oben die intakte Lichtinstallation von Martin Vesely und unten ihr böses Schicksal - ein heruntergebrachtes Elend aus Kabeln, Glassplittern und Aluminiumschienen.

Copy Disaster heißt der Raumeingriff bei Momentum, eine Gemeinschaftsarbeit von Manfred Grübl und Werner Schrödl, deren filmische, sequentielle Seite sich nur in der Interaktion, im Blick des Betrachters erschließt: Im Heben und Senken des Kopfes löst sich die Gleichzeitigkeit auf, statt zwischen zwei Welten zu stehen, ergibt sich eine Abfolge.

Drübersteigen ausweichen ducken: Ein Parcours über Fragmente mit symbolischem Mehrwert? Muss sich der Rücken den Gesetzen der Kunst beugen, um die Trümmer passieren zu können? Mit Blick auf Manfred Grüble Arbeiten erscheint das plausibel. Seine Performances die " Störaktionen" eines uneingeladenen Gastes bei Vernissagen renommierter Kunstinstitutionen (z. B. bei Saatchi in London), hinterfragen etwa die mangelnde Durchlässigkeit, die Schwellen eines elitären, ausschließenden Kunstbetriebs. Auch die Installation bei Momentum heißt niemanden willkommen: Es sind abweisende, zu überwindende Stolperfallen.

Stimmig bleibt das Gefüge auch aus der Perspektive von Werner Schrödls Arbeiten. Sei es der im Foto eingefrorene Flitterregen, rhythmisch fallende Tropfen und flüchtige Rauchgebilde, die bei ihm akustisch und bildlich überdauern, stets geht es um das Nachklingen eines Moments. Ein Nachklingen, das seinen Arbeiten in unterschiedlichen Medien eine performative Dimension verleiht. Auch der Installation bei Momentum wohnt die Aktion noch inne, ist die Energie des Desasters im fragilen Gebilde gespeichert.

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