Personal installation / Kurimanzutto Gallery Mexico, 2011

Opening Wilhelm Sasnal

A public space is defined by its democratic principle. An intervention can reveal differences and structurally defining mechanisms. If we visit a gallery opening, we find ourselves in a space that is socially and culturally coded, that is at least in part public, and that includes certain target groups. In the midst of objects charged with an economic as well as an ideal value, we move and behave according to ritualized patters of communication and conform to rehearsed stereotypes. On occasion, now it’s possible to encounter unexpectedly a person wearing dark clothing, standing motionlessly in an exaggeratedly upright posture. If we follow the individual’s rigid gaze, we can see it leads towards another with the same attitude is staring at another, and so on. A sense of disease begins to spread. What is this? Is it part of the exhibition? An art action? By whom? It wasn’t even announced. What reaction is being expected of me? Manfred Grübl’s Personal Installations confront us with a situation that spontaneously demands an action and a response without establishing consent or rejection ahead of time. As soon as the exhibition spaces fill with people, the performers instructed by the artist take their positions and form a motionless, but charged space of events that robs our attention from the preconceived focus. Precisely their becoming rigid in the moving mass, their behavior contrary to the usual codes presents to us our efforts to adapt to the supposedly given rules and conventions. The actual structure of this carefully conceived choreography proves ever clearer as the opening continues. Only as the space slowly empties do we recognize the clearly structured form as an orthogonal system, as a stable architecture within a changing crowd. Grübl’s Personal Installations subvert the conditions of participation in the established art business. He chooses for this performance quite prominent exhibition institutions and galleries like London’s Saatchi Gallery, Secession in Vienna, or most recently Galerie Sprüth Magers in Berlin, but he was not invited by any of these institutions. The artist simply demands his democratic right to comment and to present himself uninvited in a public space. But his actions are not merely disturbances that more or less consciously provoke negative reactions of the organizers and exhibiting artists, but an act of artistic autonomy and self-assertion. He grants himself permission to participate in the art system whose mechanisms of exclusion are often far too difficult to understand, and in so doing reveals their defining composition. Institutional exhibitions are events where economically based selection techniques, value increasing mechanisms, and social conventions of the classical art business are manifest.

Ein öffentlicher Raum definiert sich durch sein demokratisches Prinzip. Eine Intervention kann hier auf struktureller Ebene Differenzen und strukturbildende Mechanismen verdeutlichen. Entscheidend dabei ist, ob wir öffentlichen Raum eher physisch, sozial oder mental begreifen. Besuchen wir eine Ausstellungseröffnung befinden wir uns in einem sozial und kulturell codierten Raum, der zumindest teilweise öffentlich ist und gewisse Zielgruppen einschließt. Inmitten von Objekten, die sowohl mit einem ökonomischen als auch einem ideellen Wert aufgeladen sind, bewegen und verhalten wir uns nach ritualisierten Kommunikationsmustern und Stereotypisierungen. Dieser eingeübte Habitus, der Sprache, Bewegung und Kleidung mit einbezieht, unterstreicht die eingeschworene Gruppenidentität, die, ob wir das wollen oder nicht, ausschließend wirkt. Die ProtagonistInnenen dieses geschlossenen Systems, KünstlerInnen, GaleristInnen, SammlerInnen, KunstjournalistInnen etc. begegnen sich hier unter den Vorzeichen individuell ausgerichteter Zielsetzungen, um ihre Partizipation am Betriebssystem Kunst zu sichern. ??Bisweilen kann es nun passieren, dass wir hier unerwartet auf eine dunkel gekleidete Person treffen, bewegungslos verharrend, in betont aufrechter Haltung. Folgt man ihrer starren Blickrichtung sehen wir eine weitere ebenso gekleidete Person, die mit derselben Haltung auf wiederum eine weitere Person blickt usw. Irritation macht sich breit. Um was handelt es sich hier? Ist dies Teil der Ausstellung? Eine Kunstaktion? Von wem? Das war doch gar nicht angekündigt. Welche Reaktion wird jetzt von mir erwartet? ??Die Personellen Installationen von Manfred Grübl konfrontieren uns mit einer Situation, die spontan Handlung und Haltung einfordert, ohne dass wir die Möglichkeit hätten uns vorher einer konsensualen Zustimmung oder Ablehnung zu vergewissern. Sobald sich die Ausstellungsräume mit Menschen füllen, nehmen auch die von ihm instruierten Performer ihre Positionen ein und bilden einen bewegungslosen aber spannungsgeladenen Ereignisraum, der die Aufmerksamkeit vom ursprünglich intendierten Geschehen abzieht. Gerade ihre Erstarrung in der bewegten Masse, ihr sich den gewohnten Codes gegenläufiges Verhalten, führt uns unser Bemühen vor Augen, uns den vermeintlich vorgegebenen Regeln und Konventionen anzupassen. Der eigentliche Aufbau dieser sorgfältig durchdachten Choreografie zeigt sich mit dem zeitlichen Fortschritt des Eröffnungsereignisses immer deutlicher. Erst wenn sich der Raum allmählich leert, erkennen wir das klar strukturierte Gebilde als orthogonales System, als stabile Architektur innerhalb einer sich verändernden Menge. ??Grübl’s Personelle Installationen unterlaufen die Teilnahmebedingungen des etablierten Kunstbetriebs. Zwar wählt er für seine Performances durchaus institutionell hoch renommierte Ausstellungshäuser und Galerien, wie Saatchi in London, die Secession in Wien oder zuletzt die Galerie Sprüth Magers in Berlin, doch wurde er von keiner dieser Institutionen eingeladen. Der Künstler beansprucht einfach sein demokratisches Recht, sich auch ungefragt an einem öffentlichen Ort zu äußern und zu präsentieren. Doch handelt es sich bei seinen Interventionen nicht um bloße Störaktionen, die mehr oder weniger bewusst negative Reaktionen der OrganisatorInnen und ausstellenden KünstlerInnen provozieren, sondern um einen Akt der künstlerischern Autonomie und Selbstbehauptung. Er gibt sich selbst die Erlaubnis am Betriebssystem Kunst zu partizipieren, dessen Ausschlussmechanismen oft nur schwer nachvollziehbar sind, und er entlarvt somit dessen bedeutungskonstituierende Beschaffenheit.